• Logo Kagon Kommunikation

Künstliche Intelligenz und Generative Large Language Models wie ChatGPT sind in aller Munde. Wir möchten in diesem Artikel die Fragen aufgreifen: Kann künstliche Intelligenz dolmetschen? Wann ist die KI besser als Dolmetscher*innen? Wann sind Dolmetscher*innen besser als künstliche Intelligenz.

Was ist eigentlich Dolmetschen?

Wir unterscheiden das Konsekutivdolmetschen, bei dem Vortragende und Dolmetscher*innen im Wechsel sprechen, vom Simultandolmetschen, bei dem Vortragende und Dolmetscher*innen gleichzeitig sprechen.

Künstliche Intelligenz bei der Arbeit

Wir fassen kurz zusammen, wie die KI Sprache erkennt, übersetzt und testen eine App als Konsekutivdolmetscher.

Wie erkennt KI Sprache?

Künstliche Intelligenz teilt den Text in Wörter (Tokenisierung). Dann werden die Tokens grammatisch klassifiziert oder auch als Eigenname identifiziert. Als nächstes wird die grammatische Struktur eines Satzes analysiert. Das wird als Dependency Parsing bezeichnet. Zusammengenommen wird so die natürliche Sprachverarbeitung (Natural Language Processing) nachgeahmt.

Wie übersetzt sie?

Durch ein großes Modell, also Trainingsmaterial, kennt die KI viele Sprachen. Es handelt sich hierbei um Sprachen, die im Internet genutzt werden. Es gibt aber auch spannende Projekte mit online kaum verbreiteten Sprachen. Die korrespondierenden Wörter werden nun entsprechend ihrer grammatischen Funktionen für den Zielsatz arrangiert. Dabei werden die Satzbauregeln der Zielsprache angewandt.

kann KI dolmetschen

Kann künstliche Intelligenz dolmetschen – ein Praxistest

Konsekutiv-Dolmetschen

Wir testen Übersetzer auf dem IPhone. Hier eine kurze deutsche Begrüßung:

Bei kurzen, langsamen Sätzen und bei klarer Aussprache und disziplinierter Mikrofon-Nutzung macht die Anwendung einen guten Job:

Als Dolmetscher*innen unterscheiden wir zwischen they und you und gehen auch nicht davon aus, dass Sie Babys sondern Badges mitgenommen haben.

Fazit: Ein einfaches Gespräch kann die künstliche Intelligenz dolmetschen. Allerdings konsekutiv und natürlich müssen alle direkt in das Mikrofon des Smartphones sprechen.

Kann die KI simultan dolmetschen?

Mehrere Videokonferenzplattformen wie Teams (im Premium-Abo), Zoom (Business oder Enterprise) oder Webex (z.B. Business) bieten inzwischen Lösungen an, bei denen die gesprochene Sprache transkribiert und Teilnehmenden individuell übersetzte Untertitel (Closed Captions) angezeigt werden. Es findet also kein Simultandolmetschen, also Transfer in gesprochene Sprache statt. Es werden lediglich in Echtzeit übersetzte Untertitel erstellt.
Die Fehlerquellen können auch hier in der Spracherkennung und der Übersetzung liegen. Zusätzlich müssen die Meeting-Teilnehmenden sehr schnell lesen können und wollen.

Wo ist die KI besser als menschliche Dolmetscher*innen?

Bei sehr schnellen, abgelesenen Texten nutzen Dolmetscher*innen Strategien, wie das Weglassen von Doppelungen oder die Nutzung von Oberbegriffen, um eine Aufzählung zusammenzufassen. Die KI gibt den gesamten Text wieder. Bedenken Sie, dass das Lesende an ihre Grenzen bringen kann. Auch die Rechenleistung einer KI spielt eine Rolle. Es kann Verzögerungen bei der Verarbeitung geben und dann werden 10 Sätze am Stück gesendet. Im Gegensatz zu unseren Dolmetscher*innen denkt die KI nicht an ihr Zielpublikum und, wie man das Hörerlebnis so angenehm wie möglich gestalten kann.

Wann menschliche Dolmetscher*innen besser als die künstliche Intelligenz dolmetschen

menschliche Dolmetscher*innen

Die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz sind rasant. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es aber zahlreiche Bereiche, in denen unsere Dolmetscher*innen der KI überlegen sind.

Emotion und Stimmführung

Stellen Sie sich eine Trauerfeiern vor. Hier haben auch die Dolmetscher*innen eine angemessene Betroffenheit in ihrer Stimme und wahren Pausen an den richtigen Stellen.

Wortwahl aus dem Kontext

Sehr oft gibt es nicht nur eine Lösung, um einen Ausdruck in eine andere Sprache zu übertragen. Bei einem Symposium sprachen Teilnehmende darüber, welchen Vorurteilen sie sich gegenüber sehen. Eine Person sagte: „They look at me and they see a big man.“ Eine KI verfährt hier mathematisch und wählt die am häufigsten gewählte Übersetzung aus: „Sie sehen mich an und sehen einen großen Mann.“ Als Dolmetscher*innen ziehen wir als Kontext die ganze Veranstaltung heran und wir sehen die Person vor uns. Die Dolmetscherin sagt: „Sie sehen mich an und sie sehen meinen Körperumfang.“

Output-Kontrolle und Korrektur durch Team-Arbeit

Auch wenn professionelle Dolmetscher*innen durch ihr Studium und jahrelange Praxis nicht ständig beim Dolmetschen überlegen, „wie sage ich das jetzt auf Englisch?“, passen sie auf, was ihren Mund verlässt. Haben Sie unser Hörbeispiel angehört? Eine Dolmetscherin hätte entweder erkannt, dass die Rednerin im Deutschen „Badge“ statt „Namensschild“ sagt und das korrekt ins Englische gedolmetscht oder beschlossen, dass die Beschreibung „vor der Tür“ reicht, um Kaffee und Snacks in der Pause zu finden. Sie hätte auf keinen Fall gesagt: „where they picked up the babies“.
Des Weiteren dolmetschen wir in der Praxis zu zweit. Zum einen wechseln wir uns ab, da die Konzentrationsanforderung an das Simultandolmetschen hoch ist. Zum anderen hört die sogenannte Co-Kabine zu. Sollte unsere Dolmetscherin fälschlicher Weise die Kaffepause für zwölf Uhr angekündigt haben, bekommt sie von ihrer Kollegin einen Hinweis und würde die Aussage schnell korrigieren.

Korrektur fehlerhafter Ausgangssprache

Nicht nur Dolmetscher*innen versprechen sich manchmal. Die wenigsten Menschen sprechen druckreif. Alle begehen grammatische Verstöße oder brechen schon einmal einen Satz ab und formulieren neu. Das menschliche Gehirn mit seiner natürlichen Sprachverarbeitung stört sich die meiste Zeit nicht daran, sondern korrigiert einfach die kleinen Fehler. Das machen wir auch beim Dolmetschen. Die KI hingegen zieht als Kontext nur den Satz an sich heran. Sagt eine Rednerin: „Wir drohen, über das Ziel hinaus zu laufen.“ wird daraus: „We threaten to overshoot the mark.“

Was hätten die Dolmetscher*innen gesagt? Schicken Sie uns gerne eine Anfrage!

Für welche Settings sind Dolmetscher*innen die einzige Lösung?

Da die künstliche Intelligenz Rechenleistung benötigt, muss alles, was gesagt wird, durch Computer laufen. Sollte dies für Ihr Präsenztreffen nicht vorgesehen sein – und der technische Aufbau ist umfangreich – sind Sie mit Dolmetscher*innen aus Fleisch und Blut gut beraten.

Wie bereits beschrieben, tun sich einige Programme schwer mit dem spontanen Erkennen der gesprochenen Sprache. Sollten also mehrere, unterschiedliche Sprachen genutzt werden, ist dies ebenfalls eine Herausforderung für die Maschine.

Apropos Maschine: Die Programme werden besser, weil maschinelles Lernen genutzt wird. Das heißt, dass alles, was Sie in eine Anwendung hineinsprechen, langfristig für das kontinuierliche Lernen der KI genutzt wird. Hier gilt zu überlegen, wie vertraulich Ihre Gespräche sind.

Kontakt

Sie suchen eine zuhörer-orientierte, vielsprachige und vertrauliche Lösung? Schicken Sie uns gerne Ihre Anfrage per Mail oder über unser Kontaktformular. Wir stellen für Sie ein exzellentes Team zusammen und organisieren auch die Dolmetsch-Technik.